Glühwürmchen – das magische Leuchten schwindet

Glühwürmchen haben eine magische Wirkung. Ist ihr geheimnisvolles Leuchten zu sehen, staunen nicht nur Kinder.

Glühwürmchen schwärmen im Wald (copyright Radim Schreiber)
Radim Schreiber / fireflyexperience.org/

Von den ca. 2.000 weltweit vorkommenden Arten sind einige leider vom Aussterben bedroht.

Allerlei Wissenswertes zu dieser auffälligen Insektenart und was du zu ihrem Schutz tun kannst, erfährst du in diesem Beitrag.

Allgemeines zum Glühwürmchen

Das Leuchten als Erkennungsmerkmal

Glühwürmchen sind Teil der Glühkäferfamilie. Sie werden auch „Johanniskäfer“ genannt, da sie besonders häufig im Juni in der Zeit rund um den Johannistag zu beobachten sind.

Leuchtkäfer auf Grashalm (copyright Radim Schreiber)
Radim Schreiber / fireflyexperience.org/

Zu erkennen sind sie leicht am Leuchten des Hinterleibs, das durch eine chemische Reaktion erzeugt wird. Je nach Art fällt das Blink- und Leuchtmuster unterschiedlich aus und dient dazu, sich zur Paarung zu finden und auch miteinander zu kommunizieren.

Bei einigen Arten sind nur die Weibchen mit Leuchtorganen ausgestattet, bei anderen wiederum können beide leuchten. Zudem unterscheidet sich die Art des Leuchtens: einige blinken eher, andere wiederum erzeugen ein Dauerlicht. Der Rhythmus kann ebenfalls variieren und dient auch zur Kommunikation. Viele Arten erkennen sich durch den gleichen Blinktakt.

Die Männchen einiger einheimischer Arten können fliegen und dabei gleichzeitig leuchten. Die Weibchen leuchten oft auch, allerdings fliegen sie nicht. Wenn du hier also fliegende Würmchen siehst, handelt es sich immer um männliche Tiere.

Schon gewusst? Obwohl das Glühwürmchen das Wort Würmchen enthält, gehört es nicht zu den Würmern, sondern zu den Käfern. 

Wie entwickelt sich ein Glühwürmchen, wie pflanzt es sich fort?

Die Eiablage erfolgt ca. 1 bis 3 Tage nach der Kopulation. Bevorzugt suchen sich die Weibchen Stellen am Boden, gerne an Graswurzeln, unter Holz und Steinen, oder im Waldboden.

Glühwürmchen Leuchtkäfer Weibchen (Foto: Udo Schmidt)
Glühwürmchen Weibchen (Foto: Udo Schmidt)

Das Weibchen legt je nach Art 60-120 Eier, die meist bereits schwach leuchten. Die ersten Larven schlüpfen je nach Temperatur nach etwa einem Monat.

Die Larven durchlaufen nun eine mehrjährige Entwicklung. Nach der ersten Überwinterung häuten sich die Larven mindestens drei Mal im Folgejahr. Je nach Art stehen bis zu zwei weitere Überwinterungen, bevor das Larvenstadium beendet wird.

Nach dieser Zeit beginnen die Larven sich zu verpuppen. Bereits nach einer Woche Puppenstadium schlüpfen die erwachsenen Tiere im Sommer. Dann sind sie auch mit ihren leuchtenden Hinterteilen zu beobachten, die zum Finden eines paarungswilligen Tieres dienen.

In dieser Zeit nehmen Glühwürmchen keine Nahrung mehr auf, sondern leben allein von ihren im Larvenstadium angefressenen Reserven. Sobald die Paarung stattgefunden hat, verlöscht das Licht und das Glühwürmchen stirbt.

Glühwürmchen – Vorkommen und Lebensraum

Der ideale Lebensraum sind Waldränder, Feuchtwiesen und offene Gewässer. Glühwürmchen können sich auch in Gärten und Parks wohlfühlen, sofern diese strukturreich gestaltet sind und gute Lebensbedingungen bieten. Vielleicht hast du im Sommer das Glück, die eher selten gewordenen Tiere zu beobachten. In unserem Artikel über „Glühwürmchen beobachten“ haben wir einige der Gebiete, in denen du Glühwürmchen beobachten kannst, aufgeführt.

Weltweit gibt es etwa 2000 Glühkäfer-Arten auf fast allen Kontinenten, nur in der Antarktis sind sie nicht zu finden.

In Deutschland gibt es drei verschiedene Glühwürmchen-Arten. Neben dem großen und kleinen Leuchtkäfer existiert hier noch der Kurzflügel-Leuchtkäfer.

Folgende Tabelle zeigt die in Mitteleuropa vorkommenden Glühwürmchen in der Übersicht.

Großer Leuchtkäferauch Großes Glühwürmchen oder Großes Johannisglühwürmchen genanntWeibchen sind flugunfähigMännchen leuchten nicht
Kleiner Leuchtkäferauch Gemeines Glühwürmchen, Johanniskäfer oder Johanniswürmchen genanntWeibchen sind flugunfähigWeibchen leuchtenMännchen leuchten im Flug
Kurzflügel-LeuchtkäferWeibchen und Männchen sind flugunfähigWeibchen und Männchen leuchtenWeibchen haben nur feine Leuchtpunkte

Übrigens: In Mittel- und Südamerika gibt es die am hellsten leuchtende Glühkäfer-Art.

Warum leuchten Glühwürmchen?

Leuchtende Tiere wirken immer beeindruckend und man fragt sich, wie genau das eigentlich funktioniert. Was in der Tiefsee bei einigen Tieren zu beobachten ist, kommt auch an Land bei den Glühwürmchen vor.

Glühwürmchen erleuchtet eine Blüte hell (copyright Radim Schreiber)
Radim Schreiber / fireflyexperience.org/

Sobald es dunkel wird, bringen die zum Leuchten fähigen Tiere ihren Hinterleib zum Strahlen. Dazu findet ein chemischer Prozess im Körper statt. Hier wird die Carbonsäure namens Luciferin erzeugt, indem ein Enzym diese zum Zersetzen bringt. So ist der Käfer in der Lage, selbstständig Licht zu erzeugen, was auch als Biolumineszenz-Prozess bezeichnet wird.

Diese Art der Energiegewinnung und Umwandlung zu Licht funktioniert fast völlig verlustfrei und ist im Vergleich zu herkömmlicher Lichterzeugung extrem effizient.

Gut zu wissen: Einen Partner von sich zu überzeugen gelingt denjenigen Weibchen am besten, die am hellsten leuchten. Sobald ein Männchen ein passendes Weibchen entdeckt hat, lässt es sich darauf fallen und die Paarung kann beginnen.

Das steht auf dem Speiseplan

Glühwürmchen fressen nur im Larvenstadium. Dabei stehen Tiere wie Nackt- und Gehäuseschnecken auf dem Speiseplan. Sie werden durch einen Giftbiss gelähmt und nach dem Verschleppen zu einem geschützten Platz gefressen.

Es gibt auch einige Glühkäfer-Arten, die das Blinkmuster anderer Arten imitieren, um diese anzulocken und zu fressen.

Welchen Nutzen hat das Glühwürmchen für Mensch und Natur?

Glühwürmchen sind für ein intaktes Ökosystem sehr wichtig, auch der Mensch profitiert von den glühenden Tierchen. Die Larven fressen eine große Anzahl an Schnecken, die vor allem bei Gärtnern nicht gern gesehen sind. Sie verspeisen dabei alle Arten von Schnecken, sowohl Nackt- als auch Gehäuseschnecken.

Wenn du Glühwürmchen in deinem Garten beobachtest, ist das ein Zeichen dafür, dass der Lebensraum ihnen optimale Bedingungen bietet.

Aus diesen Gründen sind Glühwürmchen bedroht

Glühwürmchen gibt es weltweit, viele Arten nehmen in ihrem Bestand allerdings immer mehr ab.  Folgende Gründe sind dafür ursächlich.

Schwindender Lebensraum

Passende Lebensräume für Glühwürmchen werden immer weniger. Denn mehr menschliche Strukturen und weniger naturbelassene Wiesen, Gärtchen und Feuchtgebiete bieten nicht mehr genügend Platz und Nahrung.

Intensivierung der Landwirtschaft

In der intensiven Landwirtschaft kommen nach wie vor chemische Düngemittel und Pestizide intensiv zum Einsatz. Diesen fallen auch Larven und Glühkäfer zum Opfer. Schnecken sind dadurch ebenfalls weniger zu finden und mit schwindendem Nahrungsangebot verringert sich ebenfalls der Glühwürmchenbestand.

Zunehmende Lichtverschmutzung

Die menschliche Beleuchtung ist für viele Insekten ein zunehmendes Problem, auch Glühwürmchen macht sie zu schaffen. Denn in der immer heller werdenden Umgebung, wie zum Beispiel in hell erleuchteten Parkanlagen, ist es kaum möglich, das Leuchten der Glühwürmchen zu sehen.

Dadurch finden sich weniger Tiere zur Paarung, die Fortpflanzung stockt bzw. findet gar nicht statt. Larven bevorzugen ebenfalls eine eher dunkle Umgebung.


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Kleiner Hoffnungsschimmer

Glühwürmchen wartet (copyright Radim Schreiber)
Radim Schreiber / fireflyexperience.org/

Auch wenn die Corona-Pandemie für den Menschen nur schwer zu bewältigen ist, für die Glühwürmchen und andere Tierarten sind derartige Ereignisse eventuell ein Vorteil. Weniger Licht- und Luftverschmutzung aufgrund der Lockdowns (in 2020/2021) könnten zumindest im Sommer für die ungestörte Vermehrung der Tiere positiv sein.

Wie sich dies nach den Einschränkungen (für den Menschen) entwickelt, das werden wir in den kommenden Jahren sehen.

So kannst du Glühwürmchen schützen

Damit du und auch die nachfolgenden Generationen sich noch lange an dieser faszinierenden Käferart erfreuen können, sind einige Dinge wichtig. Neben allgemeinen Maßnahmen im Umweltschutz gibt es noch mehr Maßnahmen, mit denen du aktiv etwas tun kannst.

Gestalte deinen Garten naturnah

Wenn du einen Garten hast, kannst du diesen so gestalten, dass sich viele Insekten und Kleintiere darin wohlfühlen. Auch Glühwürmchen leben bevorzugt gern in Gärten, die gute Lebensbedingungen sowie genug Nahrung bieten. Wichtig ist, dass der Garten möglichst naturbelassen bleibt und keine Schädlingsbekämpfungsmittel oder chemische Dünger zum Einsatz kommen.

Viele Sträucher, Hecken und Bäume, aber auch wilde Wiesen und Gartenecken sind ideal, wenn du mehr Leben in deinen Garten bringen willst. Statt also regelmäßig alles zu kürzen und den Rasen immer perfekt zu mähen, solltest du hier der Natur mehr freien Lauf lassen. Lass einige Ecken ganz wild wachsen und mähe den Rasen lieber nur selten.

Ein vielfältiges, buntes Pflanzenangebot ist ideal für Schnecken aller Art und bietet damit auch Glühwürmchen viel Nahrung.

Laubhaufen liegen lassen

Statt sämtliches Laub zu entfernen, kannst du es lediglich zu einem Haufen zusammenkehren und liegen lassen. Darin findet nicht nur der Igel einen gemütlichen Winterschlafplatz, auch Glühwürmchen nutzen Laubhaufen gern, um ihr Fressen in Ruhe zu vertilgen.

Glühwürmchen Leuchtkäfer Männchen (Foto: Udo Schmidt)
Glühwürmchen Männchen (Foto: Udo Schmidt)

Zahlreiche andere Insekten werden sich ebenfalls an einem Laubhaufen erfreuen – tue ihnen etwas Gutes.

Hier findest du noch mal alle wichtigen Tipps für deinen Garten auf einen Blick:

  • Verzichte auf chemische Düngemittel. Auch Pestizide zur Schädlingsbekämpfung sind nicht erlaubt. Setze hier lieber natürliche Fressfeinde ein. Ganz wichtig: Verwende niemals Schneckengift, denn Schnecken sind die Nahrungsgrundlage von Glühwürmchen.
  • Ein naturnaher Garten sollte am besten nur mit heimischen Pflanzen gestaltet werden. Denn nur diese bieten eine gute Nahrungsquelle für heimische Insektenarten.
  • Lege mehrere wilde Ecken in deinem Garten an. Zum Beispiel mit Totholz, Wildblumen und anderen Pflanzen, die wild wachsen dürfen.
  • Laubhaufen, Hecken oder Trockensteinmauern bieten Insekten und Kleinstlebewesen ebenfalls einen guten Lebensraum.
  • Reduziere künstliche Beleuchtung im Garten auf ein Minimum. Ersetze ständig leuchtende Gartenlampen durch wenige Leuchten, die nur per Bewegungsmelder ausgelöst werden.
  • Lass deinen Rasen wild wachsen, ohne den Einsatz von Düngemittel. Mähe ihn nur selten und nie komplett ab, damit du den Tieren nicht schadest.
  • Verzichte vor allem in der Paarungszeit der Glühwürmchen auf das Rasenmähen und eine nächtliche Gartenbeleuchtung. Auch Motorsensen und andere elektrische Gartengeräte lässt du am besten im Schuppen stehen.

Aufklärungs- und Naturschutzarbeit

Nicht nur im Garten fühlen sich Glühwürmchen wohl, auch Parks, Wiesen, Feuchtgebiete und Waldränder sind optimal geeignet. Um hier optimale Bedingungen zu schaffen, sollte die Landwirtschaft in der Nähe weniger intensiv ausfallen. Auch das Reduzieren von Schneckengift und chemischen Düngemitteln hilft immens, wenn die Glühwürmchen bleiben sollen. Um das zu unterstützen, kannst du bei deiner Gemeinde Aufklärungsarbeit betreiben oder auch als Mitglied in einem Naturschutzverein tätig werden.

Setzt du dich für den Erhalt von offenen Gewässern und Feuchtbiotopen ein, tust du für viele Tierarten etwas Gutes. Auch Lichtquellen in der Umgebung auf ein Minimum zu reduzieren erleichtert den Glühkäfern die Paarung. Zudem stört es die Larven bei ihrer wichtigsten Tätigkeit nicht: dem Fressen.

Unabhängig von der Tierwelt: Die Reduktion von zu vielen Lichtquellen spart zudem Strom und damit Kosten.

Umsiedeln und Züchten ist leider kaum möglich

Anders als andere Tierarten lassen sich Glühwürmchen nicht durch Züchten oder Umsiedeln in den eigenen Garten bringen. Das ist schade, zeigt aber umso mehr, dass in deinem Garten alles richtig angelegt ist, wenn du dort regelmäßig Glühwürmchen beobachten kannst.

Über Radim Schreiber von Firefly Experience

Einige der in diesem Artikel verwendeten Bilder stammen von Radim Schreiber und seiner Website Firefly Experience. Seit einigen Jahren fotografiert er Glühwürmchen auf der ganzen Welt. Seine Fotos und Videos finden weltweit Beachtung, regelmäßig gibt es Ausstellungen.

Glühwürmchen erleuchtet eine Blüte hell (copyright Radim Schreiber)
Radim Schreiber / fireflyexperience.org/

Die große Herausforderung beim Fotografieren der Leuchtkäfer ist für Radim, dass die Tierchen beim Leuchten nicht stillstehen. Wenn sie leuchten, dann sind sie meistens in Bewegung. Seine Aufnahmen muss er somit trotz Planung schnell und intuitiv machen. Ohne Blitz, ohne Hilfsmittel, meist in kompletter Dunkelheit.

Ergänzend sagt er: „…und all das, während ich von anderen Insekten gebissen und gestochen werde. Das zeigt wahrlich meine Geduld.“

Videos, Bilder, Kalender und mehr kannst du auf seiner Website finden, der Besuch lohnt sich.

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Dieser Beitrag hat 9 Kommentare

  1. Bernd

    Hallo Hubert,
    danke für den sehr informativen Artikel. Sehr schade, dass die Glühwürmchen in Deutschland so selten zu finden sind, es ist wirklich faszinierend zu sehen und fühlt sich an wie eine Traumwelt (auch ich habe sie in den USA sehen dürfen).
    Ich werde den Artikel gerne weiterverteilen!
    Bernd

    1. Hubert

      Hallo Bernd,
      danke fürs Feedback. Ich habe sie bisher noch nicht selbst gesehen, hoffe aber, irgendwann einmal eine „magische Nacht mit Glühwürmchen“ verbringen zu dürfen.
      Danke fürs Weiterleiten!
      Viele Grüße
      Hubert

  2. Melania O.

    habt ihr einen Tipp oder könnt ihr mir sagen wo in Deutschland man Glühwürmchen beobachten kann? Und wann im Jahr?
    Die Bilder von Radim sind der Hammer.

    1. Hubert

      Hallo Melania,
      ja, Radim hat wirklich tolle Fotos gemacht, und seine Videos sind nicht weniger schlecht (ok, sie sind absolut fantastisch).
      Wo und wann man am besten in Deutschland Glühwürmchen beobachten kann, das weiß ich per heute leider rein gar nicht (außer an den Orten wie im Artikel generell beschrieben). Ich nehme deine Frage jedoch als mögliches neues Thema für einen der nächsten Artikel auf meine Liste.
      Viele Grüße!

      1. Berit

        oh ja, ja bitte – auf den neuen Artikel freue ich mich ebenfalls. Ich liebe Glühwürmchen und würde sie endlich auch mal in Deutschland gerne sehen!

        1. Hubert

          Hallo Berit,
          ok, dann schiebe ich das Thema ein bisschen weiter nach oben auf der Prio-Liste. Wo hast du bisher Glühwürmchen beobachtet?
          Viele Grüße!

          1. Berit

            das war als ich in USA war als aupair, mit der Familie sind wir 2x abends zum schauen auf eine Wiese gefahren

              1. Berit

                hab’s nun gesehen und gelesen, das ist prima, danke!
                Danke, Berit

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