Wildbienen helfen und sie schützen

Wie du Wildbienen helfen kannst, sei es in deinem Garten oder auf dem Balkon, erfährst du im folgenden Artikel. Vorab findest du noch etwas allgemeines Hintergrundwissen zur Wildbiene.

Wildbiene im Anflug

Mehr als 550 verschiedene Wildbienenarten gibt es in Deutschland. Sie sind verantwortlich für das Bestäuben von zahlreichen Pflanzen, also lebensnotwendig auch für den Menschen. Leider sind heute eine Vielzahl der Wildbienenarten aufgrund verschiedenster Einflüsse in ihrem Bestand stark reduziert, einige sogar vom Aussterben bedroht. Umso wichtiger ist es, dass der Mensch sich für den Schutz von Wildbienen und gegen das Bienensterben einsetzt.

Allgemeines zur Wildbiene

Typische Erkennungsmerkmale

Da es weltweit eine Vielzahl an verschiedenen Wildbienen-Arten gibt, lässt sich das Äußere nicht einheitlich beschreiben. Die Arten unterscheiden sich nach Größe, Färbung oder Musterung.

Zwischen 1,3 Millimetern und drei Zentimetern sind die meisten Wildbienen groß. Die Farbe ist dabei meist bräunlich bis schwarz. Sie haben am Körper oft verzweigte Härchen und an den Beinen spezielle Haare, die zum Einsammeln von Pollen dienen.

Wie pflanzt sich die Wildbiene fort?

Die Paarung vieler Wildbienen findet im März statt. Im Anschluss erfolgt der Nestbau, der bis Mitte des Monats April dauern kann. In den nächsten vier bis sechs Wochen ist das Brutgeschäft in vollem Gange, auch die Männchen sind an dieser Aufgabe beteiligt.

Das Nest befindet sich je nach Wildbienenart entweder erhöht angebracht an geeigneten Flächen, oder auch im Erdboden, zum Beispiel in Sand- oder Lehmboden. Je nach Art kommen dabei unterschiedlichste Baustoffe zum Einsatz.

Wildbiene auf Blüte

Etwa 550 verschiedene Bienenarten gibt es in Deutschland, ein Großteil davon sind solitär lebende Wildbienen. Anders als die Honigbiene legt jedes Weibchen hier mehrere eigene Nester an und zieht den Nachwuchs auch alleine groß. Die Lebensdauer ist auf wenige Wochen begrenzt. In dieser Zeit kümmert sich die solitäre Biene um die Fortpflanzung und Aufzucht der Larven. Das Sammeln von Blütenpollen ist in dieser Zeit entscheidend, damit der Nachwuchs gut gedeiht.

Kollektiv lebende Wildbienen bauen dagegen im Nest viele Waben aus Wachs, in denen die befruchteten Eier abgelegt und die Larven gefüttert werden.

Kuckucksbienen legen dagegen gar keine eigenen Nester an, sondern nutzen für ihren Nachwuchs die Bruthöhlen anderer Gattungen.

Wildbienen Gattungen und deren Vorkommen

Weltweit gibt es in zahlreiche Wildbienen-Gattungen. Unterteilen lassen sich diese in drei große Gruppen. Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale sind in folgender Tabelle nochmal kurz zusammengefasst.

Wildbienen in kollektiver Lebensweise– betreiben gemeinsam Brutpflege
– legen große Nester an
– es gibt eine Königin und eine strenge Hierarchie
Solitär lebende Wildbienen– leben als Einzelgänger
– legen Brutröhren mit Proviant an
– in jede Brutröhre wird ein Ei gelegt
– Larve ernährt sich von Proviant, bis sie schlüpft
Kuckucksbienen– bauen keine eigenen Nester
– nutzen fremde Nester für die Aufzucht ihrer Brut
– zerstören oft die Brut anderer Bienengattungen

Welches Verhalten ist typisch für Wildbienen?

Je nach Wildbienengattung unterscheidet sich auch das Verhalten. Es gibt Bienen, die Menschen stechen können. Andere wiederum haben nur einen schwach ausgebildeten Stachel, der menschliche Haut kaum durchdringt. Einige Bienen schlafen in ihren Nestern, andere unterwegs in Blütenköpfen und an anderen Orten.

Auch die Jahreszeit, zu denen sie am aktivsten sind, fällt je nach Art unterschiedlich aus. Einige Arten sind schon zu Frühlingsbeginn bei sehr kalten Temperaturen unterwegs. Andere Wildbienen dagegen erst, wenn es deutlich wärmer ist.

Wo sind Wildbienen typischerweise anzutreffen?

Wildbienen finden sich überall dort, wo es eine ausgeprägte Vegetation mit viel Nahrung gibt. Ideal sind blühende Sträucher und Blumenwiesen, aber auch Wälder und Felder bieten Bienen gute Nahrungsquellen. Ihre Nester legen Sie an gut geschützten Orten an, zum Beispiel in Baumhöhlen, Felsspalten und Totholz.

Nektar und Pollen sind die Hauptspeise

Die Wildbiene ernährt sich von Nektar und Pollen. Nicht alle Gattungen bevorzugen dabei die gleichen Pflanzen, weshalb sich je nach Region und Vegetationsvorkommen auch unterschiedliche Bienengattungen ansiedeln.

Welchen Nutzen haben Wildbienen für Mensch und Natur?

Pflanzen brauchen Wildbienen für die Bestäubung, und Wildbienen brauchen die Pflanzen für ihre Nahrung. Und wir Menschen sollten nie vergessen:

Die mitunter wichtigsten Insekten, die zur Bestäubung der Pflanzen beitragen, sind die Wildbienen.

Gibt es nicht genügend Pflanzen zum Bestäuben, geht auch die Population der Wildbienen zurück. Das wiederum ist schlecht für das ganze Ökosystem. Vor allem auch für den Menschen, der von der Bestäubung seiner Nutzpflanzen (z. B. Getreide, Obst und Gemüse) abhängig ist.

Mauerbiene an Blume

Gibt es weniger Wildbienen, sind auch andere Tierarten bedroht, die sich auf das Fressen von Wildbienen spezialisiert haben. Das betrifft zum Beispiel Käfer, Vögel oder Schlupfwespen.

Sterben die Bienen weiter aus, werden zudem die Ernteergebnisse weltweit zurückgehen, Hungersnöte wären die Folge. Zwar gibt es auch andere Insekten, die Nutzpflanzen bestäuben, etwa 80 Prozent der Pflanzen sind jedoch auf Bienen angewiesen.

Der Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion kann also weltweit großen Schaden anrichten. In einigen Teilen der Welt (z. B. China) ist das Problem des Bienensterbens bereits so weit fortgeschritten, dass hier die Bestäubung der Nutzpflanzen teilweise aufwändig von Hand ausgeführt werden muss.

Wildbienen helfen und sie schützen – viele Arten sind bedroht

Doch was sind eigentlich die Gründe für das weltweite Bienensterben?

Immer mehr Bienenarten sterben aus oder sind in ihrem Bestand akut gefährdet. Das weltweite Bienensterben hat dabei gleich mehrere Gründe.

Industrielle Landwirtschaft

Die konventionelle Landwirtschaft setzt eine enorme Menge an Pestiziden ein, die leider auch schädlich für die Wildbienen sind. Die enthaltenen Giftstoffe wirken sich schädlich auf die Nahrungskette der Wildbienen und auch auf das Nervensystem der Tiere aus.

Mögliche Folgen sind: Orientierungslosigkeit, eingeschränkte Fortpflanzungsfähigkeit und kürzere Lebenszeit.

Lebensräume schwinden

Die Nahrungsquellen der Bienen sind vielfältig. Einige Wildbienenarten benötigen jedoch bestimmte Pflanzen, von denen Sie Pollen und Nektar sammeln.

Wild blühende Wiesen und Felder sind eine Seltenheit geworden, was auch die Nahrungsquellen der Bienen stark einschränkt. Zudem werden die Möglichkeiten zum Nisten aufgrund fehlender wilder Wiesen und Grünflächen sehr eingeschränkt. Doch hier kannst du den Wildbienen helfen – mehr dazu gleich weiter unten.

Monokulturen und überpflegte Gärten

Der Aufbau von Monokulturen reduziert allgemein die Nahrungsvielfalt für Insekten aller Art. Das Angebot ist zudem begrenzt, wenn es nur wenige Pflanzensorten mit einer kurzen Blühdauer gibt.

Gärten und Parkanlagen, bei denen ständig gemäht und alles abgeschnitten wird, bieten ebenfalls nicht genug bzw. keine abwechslungsreichen Nahrungsquellen.

Krankheiten

Es gibt bestimmte Parasiten wie etwa die Varroamilbe, die bekannt dafür ist, bei den Honigbienen große Schäden anzurichten. Leider scheint dies auch Auswirkungen auf die Wildbienen zu haben (in diesem Artikel gibt es weiterführende Informationen).

Klimawandel

Auch der Klimawandel setzt den Wildbienen vermehrt zu. Denn durch die wärmeren und oft wechselhaften Temperaturen verändern sich auch die Blütephasen vieler Pflanzenarten und bringen die Bienen samt ihrer Energievorräte aus dem natürlichen Gleichgewicht.

Steht nach dem Schlupf nicht genug Nahrung zur Verfügung, da sich durch den Klimawandel die Blühphasen verändert haben, geht der Nachwuchs ein. Auch wenn gerade keine geeigneten Pflanzen blühen, haben es die Wildbienen schwer.


Dir gefällt, was du liest? Unser Newsletter hält dich 1x pro Quartal auf dem Laufenden.

An diese E-Mail-Adresse:

senden wir den Newsletter. Gut so?

(Inhalte, Frequenz, Datenschutz, Widerruf)
PS: Wir tracken nichts. Keine Clicks, keine sonstigen Aktionen.


Sind Wildbienen eigentlich gefährlich für den Menschen?

Wildbienen sind im Vergleich zu Wespen, Honigbienen und einigen Hummelarten sehr friedlich. Sie greifen den Menschen nicht an, wenn er sich in der Nähe des Nestes aufhält.

Lediglich bei akuter Bedrohung, zum Beispiel bei versehentlichem Einquetschen oder Zertreten kann es zu einem Stich kommen. Viele Wildbienen (z. B. Sandbiene, Maskenbiene) haben sogar nur einen so kleinen, zarten Stachel, dass dieser für Stiche in die menschliche Haut ungeeignet ist.

Wildbienen schützen? So kann der Mensch den Wildbienen helfen

Du fragst dich, was du gegen das Bienensterben tun kannst? Du kannst den Bienen mit verschiedenen Maßnahmen helfen und so langfristig die Wildbienen schützen. Die wichtigsten Ideen und Tipps findest du hier.

Einen bienenfreundlichen Garten oder Balkon anlegen

Wenn du einen eigenen Garten oder Balkon hast, kannst du ihn mit einfachen Maßnahmen bienenfreundlicher gestalten. So gibst du den Bienen nicht nur einen Ort zum Leben, sondern auch viel Nahrung.

Wildbiene im Anflug

Bienenfreundlich bedeutet, so viele verschiedene Pflanzen wie möglich anzulegen. Das können bunte Blumen, aber auch Sträucher und Wiesen sein.

Statt den Rasen regelmäßig zu mähen, kannst du ihn auch länger wachsen lassen. Mit Wildblumensamen wird der Rasen zudem noch schön bunt und ein wahres Paradies für Bienen und andere Bestäuber. Vor Juni sollte die Wiese nicht gemäht werden. Es reicht, wenn du sie im Spätherbst einmal kürzt und dann wieder wild wachsen lässt.

Hast du einen Balkon, kannst du auf diesem mit vielen Pflanzen eine kleine Oase für Wildbienen züchten. Kombiniere am besten so viele Pflanzen wie möglich miteinander, damit die Vielfalt groß ist.

Blumen und Pflanzen, um den Wildbienen zu helfen

Für den Garten eignen sich zum Beispiel:

  • Kornblumen
  • blühender Lauch
  • Rosen- und Grünkohl
  • Salbei
  • Thymian
  • Rosmarin
  • Zitronen-Thymian
  • Bäume: Apfel, Kirsche, Birne
  • Johannisbeeren
  • Stachelbeeren

Auf dem Balkon könnte das hier stehen (natürlich auch im Garten):

  • definitiv nicht (!) Geranien
  • Margerite
  • Sonnenblume
  • Glockenblume
  • Fächerblume
  • duftender Lavendel

Tipp: Auf der Website von „bee careful“ gibt es einen Pflanzenfinder. Hier kannst du verschiedene Parameter eingeben, z.B. Standort, Blütezeit, Farbe, Größe. Anschließend werden dir Pflanzen vorgeschlagen, die du für die Wildbienen ansäen kannst.

Ganz einfach und schnell geht es auch so: Für eine schöne Wildblumenwiese gibt es im Baumarkt schon fertige Samenmischungen, die du nur noch aussäen musst. Achte darauf, dass es sich um einheimische Pflanzensorten handelt, damit diese auch zu den hier lebenden Bienenarten passen.

Nistmöglichkeiten anlegen

Wildbienen nisten gerne in Totholz, alten Baumhöhlen und in Mauernischen. Heckenränder oder Trockenmauern bieten ebenfalls viele Nistgelegenheiten für Wildbienen. Lass mögliche Nistgelegenheiten einfach so wie sie sind, um den Tieren einen Lebensraum zu bieten und so die Wildbienen zu schützen.

Im eigenen Garten oder auf dem Balkon ist oft auch Platz für ein kleines Insektenhotel oder eine Nistmöglichkeit für Bienen. Da viele Wildbienen Wärme zum Nisten brauchen, sollte die Nisthilfe an einer sonnigen Stelle errichtet werden. Auch mit dem Anlegen von Sand- und Lehmflächen im Garten kannst du Wildbienen helfen. Wichtig ist, dass Nisthilfen möglichst gut vor Regen geschützt gelegen sind. 

Als mögliche Nisthilfen eignen sich verschiedene Materialien. Zum Beispiel markhaltige Holzstückchen vom Holunder, verlassene Schneckenhäuser oder Bambusstäbe, die gebündelt werden. Welche Wildbienenart dann einzieht, hängt vom Material ab, denn nicht alle Bienen bevorzugen die gleichen Nisthilfen. Anleitungen für Insektenhäuser oder andere künstliche Nisthilfen findest du leicht im Internet.

Wichtig: Entdeckst du ein Wildbienennest in deinem Garten, solltest du etwas Abstand wahren, um das Bienenvolk nicht zu stören. Und ergänzend die Info, dass solitär lebende Wildbienen häufig so eng beieinander leben, dass sie als Volk wahrgenommen werden.

Keine Pestizide einsetzen

Verwende keine Pestizide und chemische Düngemittel für deine Pflanzen. Diese werden in geringen Mengen über den Nektar oder die Pollen von den Bienen aufgenommen und können ihnen Schaden zufügen sowie die Fortpflanzung beeinträchtigen.

Mit natürlichen Düngemitteln und einfachen Hausmitteln gedeihen die meisten heimischen Pflanzen ebenfalls gut.

Bienenpate werden

Möchtest du als Bienenpate Wildbienen schützen? Mit einer Bienenpatenschaft kannst du lokale Bienenschutzprojekte finanziell unterstützen. Auch aktive Maßnahmen zur Ansiedelung von Bienen und deren Schutz in deiner Umgebung sind möglich.

Strukturen in der Landschaft verbessern

Statt Felder in der Landwirtschaft genau bis zur Grenze zu bewirtschaften, sollte immer ein Rand für Bienen und andere Insekten als Lebensraum und Nahrungsquelle stehen bleiben. Auch am Rand von Straßen- und Wegrändern können eine Vielzahl für Wildbienen geeignete Blühpflanzen ausgesät werden. Dies wird umgehend das Nahrungsangebot und auch die Nistmöglichkeiten verbessern.

Sprich mit den Landwirten oder dem Bürgermeister vor Ort, um sie von den Vorteilen durch die Bienen und für die Bienen zu überzeugen.
Dies jedoch bitte mit Vorsicht: Hohes Konfliktpotential!

Wildbienen in deiner Nähe

Welche Tipps hast du, um Wildbienen zu helfen und sie zu schützen?

Beobachtest du gerne Wildbienen in deinem Garten oder auf deinem Balkon? Welche Erfahrungen hast du gemacht?

Hinterlasse hier gerne einen Kommentar zu diesem Thema.

Teilen macht Freu(n)de:

Schreibe einen Kommentar