Schlupfwespen als natürliche Schädlingsbekämpfer

Schlupfwespen sind ideal geeignet, um im Garten Blattläuse, weiße Fliegen und andere ungeliebte Gäste loszuwerden.

gelbe Schlupfwespe (copyright Marion Friedrich - arthropodafotos.de)
gelbe Schlupfwespe (copyright Marion Friedrich – arthropodafotos.de)

Schädlinge im Garten und in der Landwirtschaft müssen nicht immer chemisch bekämpft werden. Mit natürlichen Mitteln kann die Vertreibung ebenso erfolgreich sein, und die Schlupfwespe übernimmt diese Aufgabe gerne.

Wichtige Fakten zur Schlupfwespe und deren Einsatz in der Schädlingsbekämpfung zeigt dir dieser Beitrag.

Allgemeines zur Schlupfwespe

Typische Erkennungsmerkmale

Von der Schlupfwespe, die zu den Hautflüglern gehört, gibt es weltweit mehr als 40.000 Arten. Je nach Art sehen diese recht unterschiedlich aus und auch die bevorzugten Lebensräume sind sehr verschieden.

Schlupfwespe auf Blatt

Die Größe beträgt zwischen 0,2 bis 50 Millimeter. Die kleinsten Schlupfwespen sind mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen.

Viele Arten der Schlupfwespe sind dunkelbraun bis schwarz gefärbt und haben weiße oder rote Streifen bzw. Flecken. Die Flügel sind recht lang und meist dunkel bis durchscheinend. Die Schlupfwespe hat zwei Facettenaugen. Typisch ist bei Weibchen ein langer Legestachel, der zum Ablegen der Eier dient.

Die Männchen der großen Schlupfwespenarten werden wegen ihres Äußeren oft mit der echten Wespe verwechselt.

Je nach Art eignet sich die Schlupfwespe zur Bekämpfung unterschiedlicher Schädlinge. In der Wohnung, in Gewächshäusern, aber auch draußen werden sie deshalb gern zur natürlichen Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Es gibt dabei auf bestimmte Wirtsarten spezialisierte Schlupfwespen, sodass du diese immer konkret passend zum Schädlingsbefall einsetzen kannst.

Wie pflanzt sich die Schlupfwespe fort?

Schlupfwespen legen ihre Eier direkt in ihren Wirtstieren ab, teilweise auch direkt in die Larven. Durch das parasitäre Verhalten entwickelt sich die Larve der Schlupfwespe im Wirtstier und das Wirtstier stirbt ab. Nach dem Schlüpfen sucht sich die Schlupfwespe wieder einen neuen Wirt für die Eiablage.

Diese Tiere sind typische Wirtstiere der Schlupfwespe:

  • Blattläuse
  • Käfer
  • Motten
  • Falter
  • Wespen
  • Fliegen
  • Spinnen

Um die Eier in dem Wirtstier abzulegen, spritzt die Schlupfwespe zunächst einen Giftstoff in das Tier. Anschließend wird das Ei mit dem Legestachel injiziert.

Im Inneren des Wirtstiers schlüpft die Larve und wächst heran, bis sie sich verpuppt. Dabei wird das Wirtstier von innen heraus aufgefressen und verfärbt sich äußerlich dunkel.

Nachdem sich die verpuppte Larve zur erwachsenen Wespe entwickelt hat, bohrt sie sich durch die Außenhaut des Wirtstieres und krabbelt heraus. Während sich die Larven ausschließlich vom Wirtstier ernähren, fressen die erwachsenen Schlupfwespen hauptsächlich Nektar, Blütenpollen und Honigtau.

Stechen Schlupfwespen?

gelbe Schlupfwespe (copyright entomart.be)
gelbe Schlupfwespe (copyright entomart.be)

Obwohl sie Schlupfwespen heißen, können sie anders als echte Wespen weder Mensch noch Tier stechen. Sie haben keinen richtigen Stachel, der dies möglich macht, somit: keine Angst vor einem Stich einer Schlupfwespe.

Die Weibchen sind lediglich mit einem weichen Legestachel ausgestattet, der ihnen die Eiablage im Wirtstier ermöglicht. Ihre Eier legen sie ausschließlich in ihren bevorzugten Wirtstieren ab. Eine Eiablage unter menschlicher Haut (oder bei deinem Haustier) brauchst du daher nicht zu befürchten.

Welchen Nutzen haben Schlupfwespen für Mensch und Natur?

Schlupfwespen sind ein wichtiger Teil des natürlichen Ökosystems. Sie halten Schädlinge wie Blattläuse (und viele andere) von Pflanzen fern, indem Sie sie parasitär besiedeln.

In der biologischen Schädlingsbekämpfung im Haus und Garten macht man sich das zunutze, indem Schlupfwespen als giftfreie Variante zu anderen Schädlingsbekämpfungsmitteln eingesetzt werden.

Schlupfwespen gegen Schädlinge einsetzen

Schlupfwespen zählen zu den Nützlingen, da sie den Befall mit Pflanzenschädlingen klein halten. Sie schützen Pflanzen im Garten und auch zum Beispiel in Gärtnereien vor einem starken Befall. Gegen Mottenbefall gibt es ebenfalls geeignete Schlupfwespengattungen.

Vor- und Nachteile einer Schädlingsbekämpfung mit Schlupfwespen

Der Einsatz von Schlupfwespen ist im Vergleich zum Beispiel zum Marienkäfer oder der Florfliege recht langwierig. Sie müssen aufgrund ihrer kurzen Lebensdauer über mehrere Wochen ausgesetzt werden.

Schlupfwespe

Zudem muss die Art speziell an die Schädlinge angepasst sein, damit sie diese als Wirtstiere nutzen.

Die Vorteile überwiegen dennoch. Der Einsatz von Schlupfwespen ist eine völlig ungiftige Methode zur Schädlingsbekämpfung, da keine Schadstoffe zum Einsatz kommen müssen. Sie sind zur akuten Bekämpfung nutzbar, können aber auch vorbeugend verwendet werden.

Die Anwendung ist sehr einfach und schnell erledigt. Langfristig kann es sich lohnen, Schlupfwespen im eigenen Garten anzulocken und dauerhaft anzusiedeln, sodass Schädlinge keine Chance mehr haben.

Schlupfwespen richtig anwenden

Beachte beim Einsatz von Schlupfwespen zur Schädlingsbekämpfung bitte Folgendes.

  • Wichtig ist, dass du sie nur bei Lufttemperaturen von 15 bis 30 °C einsetzt, im Freien ist dafür der späte Frühling der ideale Zeitpunkt. Innen kannst du sie ganzjährig verwenden.
  • Die Anwendung dauert mehrere Wochen, da die Schlupfwespen-Eier mehrfach ausgesetzt werden müssen.
  • Im Freien ist die Wirkung von Schlupfwespen nicht so effektiv wie innen, da sie oft gefressen werden.
  • Je nach Art des Schädlings gibt es die passenden Schlupfwespengattungen, die sich auf die Wirtstiere spezialisiert haben.
  • Die Eier sind auf Pappe oder kleinen Papierkügelchen erhältlich und direkt einsetzbar.
  • Beim Auslegen ist wichtig, dass du die Eier nicht zerdrückst.
  • Platziere die Eier alle zwei Wochen neu, um den Schädlingsbefall zu reduzieren. Denn die Lebensdauer beträgt nur sieben bis zehn Tage, sodass du regelmäßig nachlegen musst.
  • Lege die Eier direkt in die Nähe der befallenen bzw. zu schützenden Pflanzen. Ist das Auslegen nur vorbeugend geplant, reichen zehn bis 15 Eier pro Quadratmeter. Bei einem akuten Befall müssen es deutlich mehr sein (ca. 2000 bis 3000 Eier pro Auslegekarte).
  • Achte außerdem darauf, im Inneren die Räume regelmäßig zu lüften, um die Luftfeuchtigkeit konstant zu halten.
  • In der Nähe der Schlupfwespen-Kärtchen solltest du keine ätherischen Öle, stark riechende Reinigungsmittel und andere Mittel verwenden, auf die Schlupfwespen empfindlich reagieren.

Tipp: Schlupfwespeneier gibt es online oder vor Ort im Fachhandel. Zum Beispiel im Gartenfachcenter oder Baumarkt mit Gartenabteilung sowie in zahlreichen Onlineshops für Gartenbedarf.

Welche Schlupfwespen bekämpfen welchen Schädling?

Hier findest du eine kleine Übersicht, welche Schlupfwespengattungen am häufigsten zum Einsatz kommen:

Schlupfwespen-GattungWirksam gegen…
TrichogrammaLebensmittelmotten, Kleidermotten
Aphelinus abdominalisRosenblattlaus
Aphidius matricariaeKartoffelläuse
Metaphycus flavusSchildläuse
Encarsia formosaKohlmottenschildlaus und/oder Gewächshausmottenschildlaus

Vor allem Blattläuse können an Pflanzen im Garten und in Gewächshäusern große Schäden anrichten. Ein einzelnes Schlupfwespenweibchen kann bis zu 500 Blattläuse mit Eiern parasitieren, in der Folge sterben die Blattläuse ab. Auch Nützlinge wie Marienkäfer reduzieren einen Befall auf natürliche Weise und werden oft in Kombination eingesetzt.

Schlupfwespen sind gut gegen Schildläuse einsetzbar. Darüber hinaus helfen sie gegen die weiße Fliege. Dabei handelt es sich um Schädlinge wie die Kohlmottenschildlaus oder die Gewächshausmottenschildlaus. Zu erkennen sind diese an dem typisch weißen Wachsstaub auf den Flügeln, die dieser Lausart auch ihren Namen einbrachte. In Gewächshäusern können diese Läuse den kompletten Pflanzenbestand vernichten.

Schlupfwespen in den Garten locken

Wenn du Schlupfwespen dauerhaft in deinem Garten ansiedelst, brauchst du dir um einen starken Lausbefall kaum noch Sorgen machen.

Voraussetzung dafür ist, dass die erwachsenen Tiere genügend Nahrung in deinem Garten finden, die sie zum Bleiben animieren. Da sie sich von Blütennektar und Pollen ernähren, kannst du sie mit dem Anpflanzen geeigneter Nahrungsquellen langfristig in deinen Garten locken.

Schlupfwespen bevorzugen diese Gewächse, pflanze sie möglichst gleichmäßig verteilt im Garten an:

  • Fenchel
  • Pfingstrosen
  • Liebstöckel
  • Dill
  • Kerbel
  • Möhren
  • Wiesenkerbel


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Baue ein Insektenhotel

Viele nützliche Insekten in deinen Garten lockst du mit einem Insektenhotel. Hier siedeln sich neben der Schlupfwespe gerne weitere unterschiedliche Tiere an, die im Garten ebenfalls nützlich sind. Insektenhotels gibt es bereits fertig zu kaufen, du kannst diese aber auch leicht selber bauen.

Möchtest du speziell für Schlupfwespen einen Ort zum Überwintern anbieten, sind kleine Hölzer mit zwei bis acht Millimeter großen Bohrlöchern im Insektenhotel geeignet.

Schlupfwespen selbst züchten

Du kannst Schlupfwespen auch selbst züchten, wenn du regelmäßig Nachschub brauchst. Das Ganze ist jedoch nicht trivial und du solltest auf einige Dinge achten, damit dies gelingt.

So funktioniert es zum Beispiel für Schlupfwespen, die gegen den lästigen Mottenbefall wirken sollen:

  • Gib Motteneier und Schlupfwespen zusammen in ein Gefäß (z. B. Glas) und decke es mit einem Baumwolltuch ab. Alternativ bietet ein spezieller Brutkasten beste Bedingungen.
  • Achte auf optimale Umgebungsbedingungen. Nutze zur Prüfung ein Thermometer mit Luftfeuchtigkeitsmesser. Die Luftfeuchtigkeit sollte bei etwa 60 Prozent liegen und die Temperatur zu Beginn bei 25 Grad, später dann zwischen 18 und 20 °C.
  • Gib regelmäßig neue Motteneier als Nahrung in das Glas, da die Tiere nach dem Schlüpfen direkt neue Eier oder Tiere benötigen. Die parasitären Eier kannst du dann nach und nach immer wieder in die von Motten befallenen Räume auslegen und so dauerhaft Lebensmittel oder Kleidermotten loswerden.
  • Sobald es keine Motten bzw. deren Eier mehr im Haushalt gibt, suchen sich die Schlupfwespen einen Weg nach draußen. So musst du nicht befürchten, dass irgendwann zu viele Schlupfwespen bei dir Einzug halten.

Schlupfwespen in der (Bio-) Landwirtschaft

Neben dem Marienkäfer gehören die Schlupfwespen zu den beliebtesten Nützlingen in der Landwirtschaft – vor allem im Bioanbau. Insektizide und chemische Schädlingsbekämpfungsmittel sind dort verständlicherweise verboten.

Schlupfwespe auf Holzplatte

Im landwirtschaftlichen Einsatz werden Schlupfwespen in großen Mengen benötigt. Motten können Früchte oder Samen befallen und so auch den Schimmelpilzbefall fördern. Bei einem Befall muss leider alles dieser wertvollen Lebensmittel entsorgt werden.

Schlupfwespen werden hierzu nicht nur auf den Feldern und Plantagen eingesetzt, sondern auch in den Räumen zur Vorratshaltung. Denn nicht nur beim Anbau, sondern auch bei der natürlichen Lagerhaltung wird auf Insektizide und andere giftige Schädlingsbekämpfungsmittel verzichtet.

Schlupfwespen in deinem Garten?

Welche Tipps zur Schädlingsbekämpfung kannst du empfehlen? Welche haben in deinem Garten Erfolg gebracht? Ich freue mich auf dein Feedback als Kommentar.

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Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Emma

    Es ist interessant zu lesen, wie Wespen bei der Schädlingsbekämpfung helfen können. Wir haben eine Menge unerwünschter Tiere in unserem Gemüsegarten. Vielleicht könnten wir einen Schädlingsbekämpfer in unserer Nähe finden und ihn nach seinen Erfahrungen mit Wespen fragen – ich finde natürliche Insektenbekämpfung sehr interessant!

    1. Hubert

      Hallo Emma,
      ja, die natürliche Schädlingsbekämpfung ist natürlich zu bevorzugen. Allerdings solltest du hier die Schlupfwespen nicht mit den „normalen“ Wespen verwechseln. Dieser Artikel hier zielt nur auf die Schlupfwespen ab.
      Was Wespen an sich betrifft: wir haben momentan ein Nest im Schuppen. Da die Wespen in keinster Weise stören, lassen wir sie einfach vor sich hinleben, in ein paar Wochen hat sich das Thema eh erledigt und sie werden (fast) alle sterben.
      Viel Erfolg bei der natürlichen Schädlingsbekämpfung!
      Hubert

  2. Christian Bernd

    Hallo, könntest du den Teil mit „Schlupfwespen selber züchten“ hier oder in einem anderen Beitrag ausführlicher beschreiben? Muss ich zum Beispiel Motteneier selbst sammeln oder kaufe ich die irgendwo? Ich sage schon mal danke!

    1. Hubert

      Hallo Christian,
      danke für den Hinweis und guter Punkt – das ist nicht so ganz klar. Ich werde hierzu einen separaten Beitrag veröffentlichen, das kann jedoch ein bisschen dauern.
      Viele Grüße, Hubert

  3. Jay Ren

    Super Artikel zum Thema Schädlingsbekämpfung. Meine Schwester hat auch erst vor kurzem darüber geredet und mir empfohlen mich mehr darüber zu informieren.

    1. Hubert

      wunderbar, dann bist du hier genau richtig gelandet.
      Frohes Lesen und viel Erfolg beim Umsetzen!

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